Kursdatenversorgung, Chartanalyse, Handelssystementwicklung, Portfolioauswertung: Der einfache Zugang zu professioneller Trading Software ist der eigentliche „Game Changer“ des modernen Handels: Tools, die in den 1990er Jahren noch Profis vorbehalten waren, stehen nun jedermann offen. Doch was unterscheidet gute von weniger guten Anwendungen? Und um welche Software kommen Trader selten herum? Ein Blick auf den Markt für Börsensoftware.
- Trading Software gibt es von Brokern und Drittanbietern
- Die Software kann sowohl bei Brokern als auch Drittanbietern kostenpflichtig sein
- Neben Kosten für die Software fallen Kosten für die Kursdatenversorgung an
- Moderne Plattformen bieten Charttools und mechanische Handelssysteme
- Charts und Indikatoren mit EoD-Daten allein rechtfertigen keine Gebühren
Viele Trader lassen ihren Broker über die Trading Software entscheiden
Ein Großteil der Entscheidungen für Trading Software wird mehr oder weniger unbewusst im Kontext der Entscheidung für einen bestimmten Broker getroffen:
Genutzt wird die Anwendung, die ein als günstig eingestufter Anbieter kostenlos bereitstellt
Neben kostenloser Trading Software bieten viele Broker ihren Kunden kostenpflichtige Erweiterungen oder ganz andere Anwendungen an. Optionale Software gegen Aufpreis findet sich z. B. bei comdirect, Consorsbank und OnVista-Bank.
Es gibt gemeinhin zwei Anlässe für monatliche Abonnementgebühren:
Erstens eine über die Basisausstattung hinausgehende Kursdatenversorgung,
zweitens zusätzliche Anwendungen der Software selbst.
Letztere betreffen insbesondere Charts und Indikatoren und mitunter auch Optionen im Bereich automatisierter Handel.
Trader können jedoch eigene Trading Software nutzen – entweder parallel zur Anwendung des Brokers oder als Ersatz dafür. Über Schnittstellen können Anwendungen von Drittanbietern mit der Ordermaske eines Brokers verbunden werden, so dass Handelsentscheidungen auf Basis der Informationen der Drittanbieter getroffen und beim Broker umgesetzt werden.
Für die Nutzung des „Orderroutings“ spricht aus Sicht professioneller Trader insbesondere die Möglichkeit, Orders an verschiedene Broker weiterzuleiten. Das macht z. B. Sinn, wenn sowohl auf dem US-Aktienmarkt als auch in Deutschland gehandelt wird und sich die Transaktionskosten zwischen beiden Handelsplätzen stark unterscheiden.
Zum Testsieger Investitionen bergen das Risiko von VerlustenWas sollten Trader bei der Auswahl beachten?
Die Kompatibilität einer Trading Software mit den Plattformen von Brokern ist deshalb ein wesentliches Kriterium im Vergleich von Anwendungen.
Je universeller eine Software eingesetzt werden kann, desto niedriger sind die Hürden bei einem in der Zukunft denkbaren Brokerwechsel.
Ein Blick auf das Unternehmen hinter der Software ist dringend empfehlenswert. Viele Anwendungen entstammen dem US-Markt und werden hierzulande lediglich durch Vertriebsgesellschaften vermarktet. Dagegen ist nicht grundsätzlich etwas einzuwenden – allerdings sollte die Software sich nicht erkennbar nur bzw. primär auf den US-Markt beziehen und der Kundenservice in deutscher Sprache erreichbar sein.
Ein weiteres, wichtiges Kriterium sind die Kosten. Die Gebühren für den Zugang zu einer professionellen Software erreichen auch bei einer überschaubaren Inanspruchnahme von Kursdaten schnell 50-70 €. Was für professionelle Daytrader ein unspektakulärer Bestandteil der Betriebskosten ist, kann für weniger aktive Anleger bereits einen Renditekiller darstellen.
Merkmale guter Trading Software
Sofern Software des depotführenden Brokers genutzt wird, sind die unterstützten Ordertypen ein wichtiges Vergleichsmerkmal.
Je mehr Ordertypen (z. B. Stop Limit Buy, If-Touched-Orders, Bracket-Orders usw.) zur Auswahl stehen, desto besser.
- Individuelle Anpassung der Benutzeroberfläche
- Personalisierung von News
- webbbasierte Variante
- Vielfalt an Chartdarstellungsformen
- Individuelle Parametereinstellungen
- Entwicklung und Test automatischer Handelssysteme
- Marktscanner
- Auswertungsfunktionen
Orders sollten direkt aus dem Chart heraus ohne umständlichen Aufruf einer Ordermaske erteilt werden können.
Die Benutzeroberfläche sollte sich individuell anpassen lassen. Es bringt wenig, wenn in der Standardansicht jedes Mal aufs Neue Märkte angezeigt werden, für die sich der Nutzer gar nicht interessiert. Neben Markt- und Kursübersichten sollten auch News nutzer- bzw. themenspezifisch personalisiert werden können.
Die Software sollte nicht nur in einer festinstallierten Version, sondern auch über eine webbasierte Variante erreichbar sein.
Vorteilhaft sind weiterhin auf mobile Endgeräte optimierte Versionen, auch wenn diese selten den gesamten Funktionsumfang abbilden können.
Zum Testsieger Investitionen bergen das Risiko von VerlustenChartsdarstellung: Bar- und Candlestick reichen nicht
Ein entscheidendes Kriterium für die Beurteilung der Qualität von Trading Software ist das Charttool. Hier reicht es keinesfalls, wenn Trendlinien eingezeichnet und 1-2 Dutzend Indikatoren eingefügt werden können. Es sollten alle relevanten Chart-Darstellungsformen inklusive weniger verbreiteter Varianten wie Renko, Kagi, EquiVolume etc. mit lange zurückreichenden Historien zur Verfügung stehen.
Nutzer sollten zahlreiche Zeichenwerkzeuge direkt im Chart einzeichnen können, darunter neben Trendlinien- und Kanälen Fibonacci Retracements, Stop-Linien, Regressionskanäle, Gann Linien u.v.m. Die Periodenlänge sollte ebenso frei bzw. aus vielen Möglichkeiten ausgewählt werden können wie der Betrachtungszeitraum.
Für die Chartanalyse ist es ausgesprochen hinderlich, wenn zu einem Großteil der Wertpapiere nur Kursdaten der letzten 1-2 Jahre zur Verfügung stehen, weil viele relevante charttechnische Ereignisse weiter zurückreichen. Sehr wichtig ist die Möglichkeit, zwischen linearer und logarithmischer Skalierung zu wählen.
Sehr wichtig sind Möglichkeiten zur optischen Anpassung von Charts und Indikatoren – etwa durch die Festlegung verschiedener Linienstärken- und Farben. Ansonsten geht leicht die Übersicht verloren, wenn mehrere Märkte in einem Chart übereinander gelegt und mit Linien, Durchschnitten usw. versehen werden.
Indikatoren mit individuellen Parametereinstellungen
Es reicht nicht, wenn einige dutzend Indikatoren aus einem Auswahlmenü heraus in den Chart integriert bzw. darunter angezeigt werden können. In diesem Fall basieren die Indikatoren ausschließlich auf den Standardeinstellungen gemäß Lehrbuch, die sich fast nie ohne Änderungen für den Praxiseinsatz eignen.
Professionelle Trading Software ermöglicht Nutzern individuelle Parametereinstellungen. Für den MACD können dann z. B. sowohl einfache als auch linear und exponentiell gewichtete gleitende Durchschnitte verwendet werden. Zudem ist es möglich, die Periodenanzahl zu ändern.
Entwicklung und Test automatischer Handelssysteme
Zu den wichtigsten Anwendungen von Trading Software im erweiterten Sinne zählt die Entwicklung von mechanischen Handelssystemen, die bei Bedarf durch automatisches Orderrouting auch vollautomatisch umgesetzt werden können.
Die Software sollte Entwicklern ohne umfangreiche Programmierkenntnisse durch eine Vielzahl von vorgefertigten Bestandteilen (Funktionen und Variablen) die Entwicklung erleichtern oder sogar mit „Strategie-Baukästen“ drastisch vereinfachen.
Der Besitz eines Handelssystems ist ohne die Kenntnis seiner zu erwartenden Leistungsfähigkeit wenig wert. Backtests sind deshalb eine entscheidende Komponente von Trading Software. Wichtig sind lange, historische Testzeiträume und die Möglichkeit, eine Strategie parallel mit mehreren Parametereinstellungen testen zu können.
Zum Testsieger Investitionen bergen das Risiko von VerlustenMarktscanner
Marktscanner sind ein ausgesprochen nützliches Werkzeug, mit dem sich viel Zeit sparen lässt. Ein Scanner ermöglicht die Sortierung dutzender oder hunderter Märkte anhand festgelegter Kriterien. Trader können z. B. den gesamten deutschen Aktienmarkt scannen und sich Aktien absteigend sortiert nach dem gemessenen Wert für Momentum, RSI, Commodity Channel Index usw. auflisten lassen. Scanner bilden die Basis für viele Handelsstrategien.
Portfolio-Auswertung
Handelsstrategien müssen ebenso wie die Performance insgesamt regelmäßig überprüft werden. Dabei unterstützen Auswertungsfunktionen – oder bieten zumindest die Möglichkeit, alle relevanten Daten unkompliziert in ein Tabellenkalkulationsprogramm wie Excel übertragen zu können. So lassen sich entscheidende Kennzahlen wie Trade Ratio, Payoff Ratio u.v.m. leicht ermitteln.
Hauseigene Entwicklungen ohne lange Historie bergen dagegen Risiken.
Ein Indiz für eine benutzerfreundliche und funktionsstarke Software ist deren Einsatz bei vielen verschiedenen Brokern und über einen längeren Zeitraum.
Viele Anwendungen können im Rahmen einer Demoversion (typisch für Broker) oder eines mehrwöchigen Trials (Drittanbieter) kostenlos getestet werden. Trader sollten im Anschluss an den Test wissen, ob die Software eine Komplettlösung für Handel und Analyse darstellt oder nicht.
Zum Testsieger Investitionen bergen das Risiko von VerlustenMetaTrader
Zu den bekanntesten Software-Anwendungen zählt MetaTrader der MetaQutes Software Corp. Die Historie der Plattform reicht bis 2002 zurück; 2004 wurde die bis heute gebräuchliche Version MT4 etabliert, 2011 folgte MT5.
Heute sind MT4 und MT5 bei zahlreichen Brokern als primäre Frontend-Anwendung im Einsatz. MetaTrader kommt insbesondere bei außerbörslichen CFD/FX-Brokern zur Anwendung.
Neben Charts und Indikatoren ist insbesondere der Editor relevant, mit dem automatisierte Handelssysteme (Expert Advisors) entwickelt werden können. Auch Backtests gehören zum Funktionsumfang. Durch die große internationale Reichweite und die vergleichsweise leicht zu erlernende Sprache MQL existiert eine große Community inklusive frei verfügbarer Skripte und Freelance-Entwicklern. Die Software ist für Endkunden in aller Regel kostenlos.
NinjaTrader
NinjaTrader ist eine Handelsplattform für FX, CFDs und Futures der NinjaTrader LLC. Die Software kommt bei verschiedenen Brokern zum Einsatz, darunter GAIN Capital und Interactive Brokers. Zum Leistungsumfang gehören ein Charttool mit einer sehr großen Funktionsbreite und eine Umgebung für die Entwicklung und den Test automatisierter Handelssysteme.
NinjaTrader eignet sich insbesondere für Trader, die die Anwendung mit Angeboten von weiteren Anbietern kombinieren möchten. Mit mehr als 1.000 externen Anwendung lässt sich ein individuelles Setup kreieren.
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Guidants
Guidants ist eine Trading Software der Börse Go AG, die in einer kostenlosen Basisversion, als App und mit kostenpflichtigen Zusatzmodulen angeboten wird.
Zu den Funktionen der kostenpflichtigen Version gehören unter anderem Echtzeitkurse, Chartfunktionen, News, Alarme u.v.m. Nutzer können Änderungen bei Musterdepots und Watchlisten ausgewählter Experten beobachten – damit bietet Guidants eine dem Social Trading nahekommende Lösung für Anleger, die Transaktionen von Profis kopieren oder zumindest nachverfolgen möchten. Darüber hinaus stehen Community-Funktionen zur Verfügung.
Tradesignalonline.com
Das Technische Analyse-Portal tradesignalonline.com (ehemals Technical-Investor.de) zählt zu den bekanntesten Angeboten für Technische Analyse im deutschsprachigen Internet. Hinter dem Angebot steht die Bremer Tradesignal GmbH.
Nutzer können zwischen einer kostenlosen Basisversion und kostenpflichtigen Zusatzangeboten wählen. Zum Funktionsumfang gehören neben Charts und Indikatoren insbesondere mechanische Handelssysteme auf Basis der Programmiersprache Equilla, ein Marktscanner und eine Handelsoberfläche, die über Schnittstellen zu Brokern manuelle und automatisierten Handel direkt über die Anwendung ermöglicht. Das Forum zählt zu den größeren fachspezifischen Communities im Bereich TA und Systementwicklung im deutschsprachigen Raum.
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Fazit
Trading Software kann durch Broker oder externe Anbieter gestellt werden. Letztere ermöglichen über Schnittstellen den Zugriff auf die Ordermaske von Brokern. Neben umfangreichen Charting- und Analysefunktionen steht insbesondere die Entwicklung mechanischen Handelssysteme bei der Bewertung von Trading Software häufig im Mittelpunkt.
Bei Drittanbietern sind leistungsfähige Lösungen mit Marktscannern selten kostenlos erhältlich. Ein wesentlicher Teil der Gesamtkosten für professionelle Komplettlösungen entfällt bei Brokern und Drittanbietern auf die Kursdatenversorgung in Echtzeit.
Bilderquelle:
- shutterstock.com




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