Die USA sind der wichtigste Aktienmarkt weltweit, China entwickelt sich zum Konkurrenten auf Augenhöhe. Viele Anleger aus Europa sind in diesen Märkten jedoch kaum investiert. Dieser Beitrag erklärt, wie deutsche Anleger Aktien aus China und den USA kaufen. Neben Blue Chips stehen dabei auch Mittelstandsaktien im Vordergrund.
Direkt in China handeln: Wie und wo geht das?
Der chinesische Aktienmarkt ist nicht so offen wie andere Aktienmärkte. Lange Zeit konnten Ausländer chinesische Aktien ausschließlich über Hongkong handeln. Die „Festland-Chinesen“ handeln dagegen in Shanghai und Shenzen. Generell dürfen ausländische Investoren nicht an Unternehmen aus allen Branchen beteiligt sein.
Trotz der nach wie vor bestehenden Einschränkungen gibt es seit einigen Jahren einen erleichterten Zugang. Der Grund dafür ist die Schaffung des Handelsplatzes Stock Connect. Stock Connect verbindet die Börsen Hongkong, Shanghai und Shenzen. Das Projekt existiert seit November 2014. Mittlerweile sind über Stock Connect mehr als 2000 verschiedene chinesische Aktien handelbar.
Bei den meisten deutschen Brokern ist Handel über Stock Connect nicht möglich. Angeboten wird allenfalls der Handel über Hongkong mit einer deutlich geringeren Zahl verfügbarer Aktien. Die wenigen Broker mit Anbindung an Stock Connect sind häufig angelsächsische Anbieter wie z. B. LYNX. LYNX ist Introducing Broker für Interactive Brokers UK. Die Konten werden somit im Vereinigten Königreich geführt und könnten Gegenstand des Brexits sein.
Bei LYNX ist der Handel über Stock Connect relativ einfach möglich, weil das benötigte Renminbi Konto direkt als Unterkonto beim Broker eröffnet werden kann. Pro Trade fällt eine Gebühr in Höhe von 0,20 % des Transaktionsvolumens, mindestens aber 50 CNH an. Dies entspricht zum aktuellen Wechselkurs rund 6,37 EUR. Zusätzlich fallen eine Stempelsteuer in Höhe von 0,10 % und eine Transaktionsabgabe der Regulierungsbehörde in Hongkong in Höhe von 0,0027 % an. Die Kosten sind damit höher als beim Handel in den USA und Europa, aber immer noch vertretbar.
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Alternative: Depositary Receipts
Eine Alternative zum Kauf echter chinesischer Aktien sind Depositary Receipts. Dabei handelt es sich um eine Art Hinterlegungsschein. Diese werden meistens durch US-Banken begeben. Dann werden die Scheine auch als American Depositary Receipts (ADRs) bezeichnet. Ein ADR verbrieft das Eigentum an Aktien von Nicht-US-Unternehmen. ADRs werden an Börsen weltweit und insbesondere an den großen amerikanischen Börsenplätzen gehandelt.
Die Ordergebühren der meisten Broker entsprechen dann denen für US-Aktien und fallen somit billiger aus als der Handel an chinesischen Börsen. Allerdings fällt für ADRs eine Gebühr in Höhe von 0,01-0,03 USD pro Monat an. Diese wird entweder dem Konto belastet oder von der Dividende abgezogen.
Ein ADR ist keine echte Aktie. Prinzipiell gibt es Erfüllungsrisiken in Bezug auf den Emittenten. In der Praxis dürften jedoch Risiken politischer Natur größer sein. So könnte China z. B. Ausländern den Besitz von Anteilen an einem bestimmten Unternehmen verbieten. Dies würde Inhaber von ADRs genauso betreffen wie Besitzer echter Aktien.
Kurzfazit: Investitionen in chinesische Unternehmen aus der dritten oder vierten Reihe sind für Anleger aus Deutschland weiterhin schwierig. Mit dem Zusammenschluss der Börsen Hong-Kong, Shanghai und Shenzen zu Stock Connect gibt es nun jedoch eine Möglichkeit zum Handel von immerhin rund 2.000 Aktien. Der Zugang zu Stock Connect ist längst nicht über jeden Broker möglich. ADRs sind eine Alternative.
China Mid Cap Segment
In welche Unternehmen können Anleger über Stock Connect investieren? Es geht um große bis mittelgroße Unternehmen. Wer sich für Aktien aus dem chinesischen Mittelstand interessiert, findet unter den 2.000 Titeln bei Stock Connect und der weitaus geringeren Auswahl an ADRs nur wenige Unternehmen aus den hinteren Reihen.
Eine Alternative zum Investment in einzelne Aktien ist der Kauf eines China Mid Cap Indexes. Eine Möglichkeit dazu bietet der MSCI China Mid Cap Index. Dieser bildet rund 15 % der frei umlaufenden Marktkapitalisierung in China ab. Im Index sind 67 verschiedene Konstituenten enthalten. Darunter sind zum Beispiel Li Ning Co, China Conch Venture, SMIC, YY INC ADR, China Jinmao Holdungs Group, GDS Holdings und Kingdee Intl Software. Der größte Konstituent weist eine Marktkapitalisierung in Höhe von knapp 5,8 Milliarden USD auf. Das kleinste Indexmitglied ist mit ca. 357 Millionen USD bewertet (Stand Ende August 2019). Der MSCI China Mid Cap Index diversifiziert über unterschiedliche Branchen. Enthalten sind Unternehmen aus den Bereichen Industrie, Immobilien, Gesundheitsversorgung, IT, Logistik und weiteren Sektoren.
China Small Cap Segment
Warum nicht in noch kleinere chinesische Aktien investieren? Setzt sich die Erfolgsgeschichte im Reich der Mitte fort, könnte hier großes Potenzial warten. Anstelle verschiedener Einzelinvestments kann auch hier der Einstieg über einen Index erfolgen – z. B. den MSCI China Small Cap Index. Mit 235 Konstituenten wird damit eine Marktkapitalisierung in Höhe von rund 70 Mrd. USD abgedeckt.
Das größte Indexmitglied ist mit einer Marktkapitalisierung in Höhe von ca. 1,4 Mrd. USD Fanhua. Das kleinste Mitglied ist gerade einmal 14,5 Millionen USD wert. Investiert wird in Unternehmen aus den Bereichen Konsumgüter, Industrie, Immobilien und weiteren Sektoren. Der Index erwies sich in den letzten Jahren als sehr volatil.
ETFs auf chinesische Indizes kaufen nicht zwingend ausschließlich echte chinesische Aktien. In den Portfolios sind häufig auch ADRs vertreten.
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Investieren in US Aktien
Investitionen in die zweite oder dritte Reihe der US-Aktien sind im Vergleich zum Aktienkauf in China recht einfach. Zudem fallen die Kosten besonders bei angelsächsischen Brokern niedrig aus. Als Beispiel dafür dient wiederum LYNX. Beim Kauf der ersten 2.000 Aktien beträgt die Gebühr 0,01 USD pro Aktie. Die Mindestgebühr beträgt 5,00 USD. Wer 200 Aktien zum Kurs von je 75 USD kauft oder verkauft, zahlt somit lediglich 5 USD an den Broker. Bei den meisten Brokern mit guter Anbindung an den US Markt ist der Handel an allen wichtigen Börsenplätzen möglich.
Auch in den USA gibt es Segmente mittlerer und kleinerer Unternehmen. Diese können durch ein Direktinvestment in Aktien ebenso abgedeckt werden wie durch einen breiten Index.
USA MidCap Aktien: Beispiel für einen breiten Index
Für Investitionen in mittelgroße US Unternehmen können sich Indizes wie der MSCI US Mid Cap Index eignen. Der Index besteht aus 338 Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von insgesamt knapp 3,7 Billionen USD. Beispiele für die enthaltenen Unternehmen sind SBA Communications, Global Payments, Fleector Technologies, Ball Corp, Eversource Energy und Waste Connections. Der Index konnte in den letzten zehn Jahren bei hoher Korrelation den MSCI USA und den MSCI World outperformen.
Index USA SmallCap Aktien
Auch für den US-Markt gibt es Small Cap Indizes – z. B. den MSCI US Small Cap Index. Dieser investiert in 1800 Unternehmen mit einer Gesamtmarktkapitalisierung in Höhe von 3,3 Billionen USD. Enthalten sind z. B. Teledyne Technologies, West Pharmaceuticaö, Fair Isaac Group und Aspen Technology. Das kleinste Mitglied weist eine Marktkapitalisierung in Höhe von lediglich 43,14 Millionen USD auf.
Fazit: Der Handel mit Aktien aus den USA und China
Der Handel mit Aktien aus den USA ist über Broker mit angelsächsischem Hintergrund einfach und kostengünstig möglich. Dies gilt auch für Mittelstandsaktien aus Deutschland, wie zum Beispiel die Gesco Aktie, in die alternativ mit einem ETF sehr breit gestreut investiert werden kann.
Der Zugang zum chinesischen Aktienmarkt ist noch immer limitiert und es wird in Zukunft wohl auch Delistings einiger China Aktien geben. Möglichst direkten Handel bietet der Handelsplatz Stock Connect, der über einzelne (und zumeist wiederum angelsächsische) Broker zugänglich ist. Über Stock Connect sind rund 2000 chinesische Aktien handelbar. Die Kosten sind auch bei guten Brokern höher als im US Handel, aber noch vertretbar.
Vor allem große chinesische Unternehmen, wie zum Beispiel die Pinduoduo Aktie, sind auch an US Börsen gelistet – dann als American Depositary Receipt. Diese Hinterlegungsscheine bilden echte Aktien ab, sind aber keine. Das Angebot an ADRs bleibt deutlich hinter dem Sortiment von Stock Connect zurück und vernachlässigt insbesondere chinesische Mittelstandsaktien. Auch für China gilt, dass Investitionen in die zweite und dritte Reihe über ETFs möglich sind. In diesen befinden sich (bei physischer Replikation) neben echten Aktien auch ADRs.