Regulierungswut: ESMA und BaFin planen weitere Einschränkungen beim CFD Handel

Momentan scheinen CFD und insbesondere der Handel mit den Differenzkontrakten auf der Abschussliste der europäischen Finanzaufsichtsbehörde ESMA und der deutschen BaFin zu stehen. So wurden bekanntermaßen im Jahr 2016 die Hebel beim CFD Handel massiv eingeschränkt. Bisher galt diese Maßnahme allerdings nur als vorübergehend und wurde alle drei Monate verlängert. Die schlechte Nachricht für den Trader aus Deutschland lautet jedoch, dass die BaFin sich nun entschieden hat, ein dauerhaftes Verbot für höhere Hebel zur erlassen. Doch damit nicht genug, auch die ESMA kann sich vorstellen, ihre Regelungen zu verschärfen und zum Beispiel die Restriktionen für Privatanleger auch auf professionelle Kunden auszuweiten. Bei diesen Nachrichten kann man sich als Trader durchaus Fragen, wann der Handel mit CFD in Europa ganz verboten sein wird.

Gründe für die ESMA Maßnahmen im Jahr 2016

Bevor wir auf die aktuelle Situation zu sprechen kommen, werden wir kurz in das Jahr 2016 zurückblicken. Bis dahin war die Welt sowohl für die Broker, als auch für die Trader, noch in Ordnung: So gelang es den Anbietern, jedes Jahr mehr Kunden für den CFD Handel zu gewinnen und dadurch konstant zu wachsen. Außerdem konnte man als Privatanleger ohne Einschränkungen seine Strategie handeln. Wer mochte, handelte dabei zum Beispiel nur mit einem kleinen Hebel von 1 : 20. Es bestand aber zum Beispiel auch die Möglichkeit, bei seinem Broker mit einem Hebel von 1 : 500 zu traden. Dies war der europäischen Finanzaufsichtsbehörde ESMA (European Securities and Markets Authority) jedoch schon seit Längerem ein Dorn im Auge.

Kritisiert wurden außerdem die diversen Marketingmaßnahmen der Broker, um neue Kunden zu gewinnen. So war es beispielsweise zur damaligen Zeit üblich, dass man als Kunde Boni auf seine Einzahlungen erhielt. Wie man sich vorstellen kann, sollten die Kunden damit dazu bewegt werden, mehr Geld auf ihr Handelskonto einzuzahlen. Seit dem Jahr 2016 sind allerdings all diese Maßnahmen nicht mehr erlaubt.

Was haben die Entscheidungen der ESMA bewirkt?

Die ESMA hat die gerade dargestellten Maßnahmen mit dem Privatanlegerschutz begründet. Daher ist die Frage berechtigt, ob sich die Situation der Privatanleger in den letzten beiden Jahren tatsächlich verbessert hat.

Zunächst kann man feststellen, dass es durch die Regelungen der ESMA zu starken Umsatzeinbußen der Broker gekommen ist. Dies liegt zum einen daran, dass die Zahl der getätigten Transaktionen (Kauf und Verkauf von CFD) gesunken ist: So betrug die Anzahl im dritten Quartal 2016 noch 15,7 Millionen. Im dritten Quartal 2018 belief sich dieser Wert allerdings nur noch auf 11,4 Millionen. Zum anderen kann man das gleiche Bild beim gehandelten Volumen beobachten: Während im dritten Quartal 2016 noch 435 Milliarden Euro gehandelt wurden, reduzierte sich dieser Betrag im dritten Quartal 2018 auf nur noch 241 Milliarden Euro. Diese Angaben stammen vom CFD Verband.

Insgesamt scheinen daher die Kunden weniger zu handeln, was die ESMA wahrscheinlich als Erfolg wertet. Jedoch haben sich die Ergebnisse der Privatanleger durch die Maßnahmen nicht verbessert. Von einem größeren Schutz der Anleger kann daher nicht wirklich die Rede sein.

Privatanleger werden dazu getrieben, sich als professionelle Kunden einstufen zu lassen

Vielmehr bewirken die Maßnahmen der ESMA häufig das genaue Gegenteil: So gibt es bei vielen Brokern die Möglichkeit, sich als professioneller Kunde einstufen zu lassen. Dies bietet unserer Erfahrung nach sowohl Vorteile, als auch Nachteile. Der Hauptvorteil besteht darin, dass man beim CFD Handel viel größere Hebel nutzen kann. Allerdings sind die Broker in diesem Fall nicht verpflichtet, auf die Nachschusspflicht zu verzichten. Jedoch ist dies erfahrungsgemäß bei einigen Anbietern trotzdem der Fall.

Um sich als professioneller Kunde einstufen zu lassen, ist es erforderlich, zwei der folgenden drei Anforderungen zu erfüllen:

  • Man muss eine ausreichende Handelsaktivität nachweisen
  • Kapital: Es sind mindestens 500.000 Euro erforderlich
  • Ausreichende Kenntnisse: Tätigkeit von mindestens einem Jahr in der Finanzindustrie

Wie man sieht, stellt die erste Anforderung keine große Hürde dar. Umso schwieriger ist es dafür, eine der beiden übrigen Voraussetzungen zu erfüllen. Dennoch gelingt es vielen Kunden, sich als professioneller Kunde einstufen zu lassen: Häufig geschieht dies dadurch, dass man einfach gegenüber dem Broker behauptet, man habe für ein Jahr in einer verantwortlichen Position in der Finanzbranche gearbeitet. Überprüft wird dies in der Regel nicht… Aufgrund dieser Praxis gibt es bei der ESMA nunmehr einige Stimmen, die den Schutz für Privatanleger auch auf professionelle Kunden ausdehnen möchten. Im Endeffekt würde dies dazu führen, dass auch auf diesen Konten keine hohen Hebel mehr zur Verfügung stehen würden.

Alle Trader werden über einen Kamm geschoren

Wie gesagt, haben die Maßnahmen der ESMA nicht dazu geführt, dass die Privatanleger besser handeln würden, sie handeln lediglich weniger. Insgesamt scheint es den Finanzaufsichtsbehörden nur noch darauf anzukommen, möglichst viel zu verbieten. Wie absurd dies ist, wird am folgenden Beispiel deutlich: Angenommen, das Kraftfahrtbundesamt würde entscheiden, dass ab sofort keine Sportwagen mehr verkauft werden dürfen, da diese zu schnell und damit zu gefährlich wären. Bestimmt wäre der Aufschrei in der Bevölkerung groß: Viele Menschen würden sicherlich argumentieren, dass jeder Bürger selbst entscheiden muss, ob er in der Lage ist, einen schnellen Sportwagen zu beherrschen. In jedem Fall ist es absurd, auch guten Fahrern das Nutzen eines solchen Autos zu verbieten.

Genau dies geschieht aber im Moment beim CFD Handel: Es wird nicht danach differenziert, ob man bereits über viel Erfahrung verfügt und daher beispielsweise auch in der Lage ist, mit größeren Hebeln zu handeln. Vielmehr soll die Lösung darin bestehen, möglichst viel zu verbieten.

Zypriotische Finanzaufsichtsbehörde CySEC plant anderen Ansatz

Erfreulicherweise scheint diese widersprüchliche Lage mittlerweile auch der zypriotische Finanzaufsichtsbehörde CySEC (Cyprus Securities and Exchange Commission) aufgefallen zu sein. So hat diese einen Vorschlag erarbeitet, der die Privatanleger in zwei Gruppen einteilt: Die erste Gruppe von Anlegern verfügt nur über wenig Wissen und Erfahrung und ist daher besonders schützenswert. Daher sollen in diesem Fall die Hebel noch weiter eingeschränkt werden:

  • Hauptwährungspaare (zum Beispiel Euro / US Dollar): 20 : 1
  • Haupt-Aktienindices, Nebenwährungspaare und Gold: 10 : 1
  • Rohstoffe (außer Gold): 5 : 1
  • Einzelne Aktien und weitere Finanzinstrumente: 2 : 1
  • Kryptowährungen: 1 : 1

Dagegen haben Anleger der zweiten Gruppe („erfahrene Privatanleger“) schon über Jahre hinweg mit Hebelprodukten wie CFD gehandelt. Daher können diese die Chancen und Risiken besser einschätzen und sind daher auch in der Lage, mit höheren Hebeln zu traden:

  • Hauptwährungspaare (zum Beispiel Euro / US Dollar): 50 : 1
  • Haupt-Aktienindices, Nebenwährungspaare und Gold: 30 : 1
  • Rohstoffe (außer Gold): 20 : 1
  • Einzelne Aktien und weitere Finanzinstrumente: 10 : 1
  • Kryptowährungen: 2 : 1

Man erkennt, dass die Hebel für die Gruppe der erfahrenen Privatanleger tatsächlich etwas höher sind, als dies derzeit durch die ESMA Vorgaben der Fall ist. Insgesamt scheint es sich bei dem Vorschlag der CySEC um eine recht vernünftige Lösung zu handeln, die jedenfalls in die richtige Richtung weist.

Deutschland beschreitet leider einen anderen Weg

Daher ist es nicht nachvollziehbar, warum man sich in Deutschland nunmehr dazu entschieden hat, einen anderen Weg zu beschreiten. Dies gilt umso mehr, als dass die BaFin eigentlich im Mai 2017 angekündigt hatte, dass es sich bei den Regeln der ESMA nur um vorübergehende Maßnahmen handeln würde. In Deutschland gelten die angesprochenen niedrigen Hebel jedoch in Zukunft dauerhaft – auch für erfahrene Trader. Dies ist sehr bedauerlich und im Endeffekt wird dies wahrscheinlich nur dazu führen, dass viele Trader künftig zu einem Broker im Ausland wechseln werden. Dadurch wird einzig und allein der Wirtschaftsstandort Deutschland geschwächt – der Schutz der Anleger verbessert sich hingegen auf diese Art und Weise nicht. Alles in allem sind dies daher beunruhigende Nachrichten für den Trader.

Man muss davon ausgehen, dass auch die BaFin diese Problematik sieht. Allerdings scheint es der Behörde primär darauf anzukommen, durch ihre Maßnahmen zu demonstrieren, dass sie gegen die „bösen Zocker“ hart vorgeht. Denn traditionell herrscht in Deutschland ein kühles Klima, wenn es um die Börse und das Investieren geht. Hoch im Kurs stehen dagegen nach wie vor überteuerte Immobilien und vermeintlich sichere Sparanlagen, die allerdings heutzutage so gut wie keine Rendite mehr abwerfen. Trotzdem kommt es leider bei einem Großteil der Bevölkerung immer noch gut an, auf die Finanzmärkte und die Trader zu schimpfen.

Handelskonto bei einem CFD Broker im europäischen Ausland eröffnen

In den nächsten Monaten wird sich daher zeigen, ob die BaFin noch zu weiteren Maßnahmen greifen wird, um den CFD Handel weiter einzuschränken. Falls dies der Fall sein sollte, sollte man als Trader ernsthaft darüber nachdenken, sein Handelskonto ins europäische Ausland zu verlagern. Auch dort gilt das europäische Recht, jedoch zeigt sich am Beispiel Zypern, dass man dort dem CFD Trading deutlich aufgeschlossener gegenübersteht. Auch auf Zypern gilt übrigens der Euro als gesetzliches Zahlungsmittel und im Notfall greift auch dort eine Einlagensicherung. Zudem sind die Broker auf der Insel im Mittelmeer ebenfalls dazu verpflichtet, die Kundengelder getrennt vom sonstigen Vermögen des Unternehmens zu verwahren.

Wie man sieht, kann einem ein Konto auf Zypern daher zahlreiche Vorteile bieten. Aus diesem Grund ist es auch nicht verwunderlich, dass sich immer mehr Anbieter dazu entscheiden, sich dort anzusiedeln. Interessant kann aber beispielsweise auch ein Broker in Polen sein. Denn dort verfolgt man ähnliche Pläne wie die zypriotische CySEC (Stichwort: „erfahrene Privatanleger“).

Insgesamt kann es daher nicht schaden, als Trader einen Blick über den Tellerrand (in diesem Fall Deutschland) zu werfen. Allerdings empfehlen wir, sich aufgrund der Rechtssicherheit möglichst für Länder der Europäischen Union zu entscheiden. Um einen guten Anbieter zu finden, kann man auch unseren großen Broker Vergleich nutzen.