Australien keine Option mehr für ESMA-Flüchtlinge

Jetzt geht es Schlag auf Schlag in Australien. Bisher mit Abstand das wichtigste Land für EU-Trader, deren einzige Chance auf höheren Hebel nach den ESMA-Restriktionen die Wahl eines Offshore-Brokers war. Doch die australische Regulierungsbehörde wird dem nun einen Riegel vorschieben.

Begonnen hat es vor einigen Tagen damit, dass die ASIC, die australische Regulierungsbehörde, vom Parlament die gleichen Befugnisse wie die ESMA erhalten hat. Erste Reaktionen gingen davon aus, dass ab 2021 CFD-Trader in Australien die gleichen Restriktionen auferlegt bekommen wie EU-Trader. Davon war unter der Hand zwar schon länger die Rede.

Aber das aktuelle Tempo überrascht dann doch. Denn nur vier Tage später sind bereits alle Broker aufgefordert worden, umfangreiche Daten einzuholen und der Behörde bereit zu stellen.

Das kommt uns Europäern doch sehr bekannt vor, nicht wahr….

Man konnte zu diesem Zeitpunkt noch davon ausgehen, dass es jetzt viele Wochen oder gar Monate dauern wird, bis die Behörde die Daten ausgewertet hat und diese als Basis für weitere Entscheidungen heranzieht.

Doch wieder nur wenige Tage später schon halten alle australischen Broker einen Brief der Behörde in Händen mit der Aufforderung, ihre Dienste keine Kunden aus Übersee mehr anzubieten, wenn der Broker dort keine entsprechende Lizenz hält.

D.h. australische Broker ohne EU-Lizenz dürfen auch keine EU-Trader mehr akzeptieren. Dem nicht genug, sollen sogar offenen Positionen von EU-Bestandskunden geschlossen werden bis Ende Mai.

Wir haben heute einige Kontoeröffnungen getestet, und aktuell kann man sehr wohl noch eine Zuordnung zur australischen Niederlassung der Broker wählen. Wird aber wohl nicht mehr lange klappen. Zwar wird diese ASIC-Entscheidung beeinsprucht werden. Die jeweiligen Compliance-Abteilungen neigen allerdings zur Vorsicht, wie wir aus vielfacher Erfahrung wissen.

EU-Broker atmen auf

Die europäischen Broker sehen diese Entwicklung natürlich mit Genugtuung. Zwar konnte jeder Trader der weiterhin hohen Hebel nutzen wollte versuchen sich als professioneller Trader einstufen zu lassen. Aber das ist durchaus mit Hürden versehen.

Die Mehrheit hat sich mittlerweile mit den bestehenden Hebeln arrangiert. Speziell Trader mit Kleinkonten und Nutzer von Expert Advisors waren dann aber doch versucht, sich einen australischen Broker mit bekanntem Namen zu suchen.

Das ist nun in Bälde keine Option mehr. Und die diversen anderen Offshore-Staaten die es neben Australien sonst noch gibt bedeuten sicherlich eine größere Hemmschwelle für den privaten Trader.

Konsolidierung in der CFD-Branche?

Die Herausforderungen für die CFD/FX-Branche sind mannigfaltig. Zum einen wird der bürokratische und regulatorische Aufwand immer größer = höhere Kosten.

Zum anderen haben die ESMA-Restriktionen für gehörige Dellen beim Umsatz gesorgt.

Und als wäre das noch nicht genug, geben auch die Märkte aktuell nicht genug Action her. So brachen die Umsätze von Plus500 im ersten Quartal im Vorjahresvergleich um erschreckende 82% ein.

Kein Marktumfeld jedenfalls, das neue Anbieter anlocken würde. Und sicherlich auch keines, dass ein Überleben aller bereits bestehenden Broker gewährleisten kann. Eine Konsolidierung wird eigentlich bereits seit Jahren erwartet, blieb aber noch aus. Diese aktuell unglückliche, noch nie dagewesene Konstellation, ist aber wohl genau der Katalysator den es noch gebraucht hat.

Man darf gespannt sein wie die Brokerlandschaft in 12 Monaten aussieht.

Update 23.04.19

ASIC rudert etwas zurück

Die helle Aufregung unter australischen Brokern hat die Regulierungsbehörde ASIC dazu veranlasst, einige Forderungen teilweise zurück zu nehmen bzw. mehr Zeit für die Erfüllung dieser einzuräumen. Die Broker bekommen damit aber nicht viel mehr als eine Atempause, sie müssen ohnehin rund um die Uhr an der Zusammenstellung der Daten über ihre Kunden schuften, den die ASIC weiterhin bis 10. Mai haben möchte. Von Entwarnung also keine Spur.

Polen arbeitet Plan B aus

Während die Branche derzeit kein anderes Thema kennt als Brexit und die Aktionen der australischen Regulierungsbehörde, arbeitet die Behörde in Polen still und (nicht mehr) heimlich an einer neuen Einstufung als „Erfahrene Trader“. Welche als Zwischenstufe zwischen dem Privatanleger und dem schwer zu erreichenden Status als professioneller Trader eingeführt werden soll. Mit Details wird noch hinter dem Berg gehalten, eine polnische KNF-Lizenz würde damit aber natürlich sofort äußerst attraktiv für viele Broker. Vorausgesetzt andere Länder ziehen nicht ohnehin rasch nach. Ein aktueller Partnerbroker von BrokerDeal mit Gutschriften pro Trade mit polnischer Lizenz ist etwa XTB.

Update 24.06.19

Während nach Polen auch die „Brokerhauptstadt“ Zypern, bzw. die dortige Finanzaufsicht CySec, nachziehen und flexiblere Hebelregelungen testen wird, mehren sich die Nachrichten über australische Broker, die keine EU-Kunden mehr annehmen.

So haben mittlerweile auch Schwergewichte wie AxiTrader, OANDA und IC Markets ihre Kunden darüber informiert, dass ihre Konten nicht mehr in Australien und damit ASIC-reguliert geführt werden. Stattdessen werden Konten migriert in andere Offshore-Destinationen wie die Seychellen.

Andere wiederum wehren sich weiterhin gegen die Forderungen der ASIC, ich persönlich habe allerdings wenig Zweifel daran, dass die sture Bürokratie die Oberhand behalten wird.

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